Hängebirke

Betula pendula

Allen Birkenarten sind die weiße blättrige Rinde, die lichte Wuchsform und der leuchtend gelbe Blütenstaub gemein. In Bayern findet man nur die Weißbirke, die auch Sand- oder Hängebirke genannt wird und zu den größten Birkenarten gehört.
Sie ist ein klassisches Pioniergewächs, das problemlos brachliegende Flächen, nährstoffarme Böden und Auwälder besiedelt, im etablierten Ökosystem aber leicht von konkurrenzstärkeren Arten verdrängt wird. Die Birke wächst schnell und hat eine lange Wachstumsperiode (mitunter den ganzen Sommer), wird aber nicht sonderlich alt. Ab einem Alter von 50 Jahren und einer Höhe von maximal 30 Metern beginnt sie abzusterben. Dabei wirkt sie nicht so majestätisch wie manche über Jahrhunderte sterbende Baumriesen, sondern geht schwach und trostlos aussehend ein.
Die Birke dürfte wohl der am leichtesten zu bestimmende heimische Baum sein: Die Rinde ist reinweiß mit schwarzen Flecken und blättert in dünnen Lagen vom Stamm. Im Alter kann sie auch schwärzlich-grau und runzelig werden. Ihre Blätter leuchten beim Austrieb hell grün und werden im Lauf des Sommers etwas dunkler. Sie haben die Form eines Drachenvierecks mit länglich auslaufender Spitze und sind am Rand stark gezähnt. Im frühen Mai geerntet, können sie als Salat zubereitet oder getrocknet und zusammen mit Brennnesseln als Tee aufgebrüht werden.
Die jungen Triebe der Birke werden erst im Spätsommer holzig und hängen bis dahin oft leicht nach unten. Im April tragen sie die Blüten mit ihrem leuchtend gelben Pollen, später kleine geflügelte Früchte, die vom Wind viele Kilometer weit getragen werden.
Durch ihr lebhaftes Erscheinungsbild, ihr zähes Holz und ihre extreme Winterhärte (kleinwüchsige Birkenarten gedeihen selbst in der Tundra) hat sich die Birke zum Wahrzeichen der nordosteuropäischen Völker entwickelt. In Russland wird sie, wie hierzulande die Eiche, als Nationalbaum behandelt, und auch die Finnen und Balten identifizieren sich mit dem zähen Gehölz, das früher auf vielseitige Weise Verwendung im Haushalt fand: Neben Leitern, Felgen, Deichseln und einfachen Getrieben lässt sich das einfach zu beschaffende Holz auch zu Möbeln verarbeiten – noch heute greift der schwedische Möbelkonzern Ikea auf Birkenholz als nachhaltigen Rohstoff für preiswerte Möbel zurück. Gerade in kalten Ländern trägt noch eine weitere Eigenschaft zur Beliebtheit des Holzes bei: Es enthält das ätherische Öl Metylsalicylat, wodurch es sogar im nassen, frisch geernteten Zustand brennbar ist.
In früheren Zeiten verstanden es die Menschen zudem, die verschiedensten Kleinode aus allen Teilen des Baums zu fertigen, von Holzschuhen und –krügen über Gamaschen und Umhänge aus der Rinde bis hin zu Decken, die aus den zarten Zweigen und Wurzeln geflochten wurden. Aus den Blättern lassen sich durch Abkochen außerdem gelbe und grüne Malerfarbe gewinnen.
Man findet die Weißbirke in fast ganz Europa (einschließlich Island), sie fehlt lediglich im äußersten Süden, auf den Mittelmeerinseln und auf der Kola-Halbinsel.